Sandspielkurs in Bad Liebenzell

20 erwachsene Menschen sitzen vor kleinen Wannen voller Sand und spielen mit Figuren. Was auf den ersten Blick merkwürdig anmutet, war ein wichtiger Teil einer Schulung von Dr. Rolf Johnen, der bis vor einigen Jahren in Calw eine Praxis für psychotherapeutische Medizin geführt hat, und seinem Team von seite·an·seite.

Am vergangenen Freitag lud Diana Neubrand, die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Liebenzell, zu einem Workshop für die Arbeit mit stressbelasteten Kindern ins Rathaus nach Bad Liebenzell ein.

Nach einem Vormittag, der geprägt war von einer theoretischen Einführung in die Thematik von Resilienzförderung und Stressbelastung auch durch seelische oder körperliche Gewalt, war der Nachmittag der Praxis gewidmet. Die 20 Teilnehmer*innen  lernten vor allem das therapeutische Sandspiel kennen. Dabei können Kinder mit Hilfe von Figuren in der Sandkiste eine Welt aufbauen, die ihrem inneren Zustand entspricht. Das freie und kreative Spiel wird gefördert und unbewusste Vorgänge werden sichtbar. Die gegenübersitzende Begleitperson nimmt an dem Spielgeschehen teil, mischt sich aber nicht ein. Ziel der Schulung war es, die zukünftigen Begleitpersonen für die Situation der Kinder und die Prozesse während des Sandspiels zu sensibilisieren und sie an ihre Aufgabe heranzuführen.

Ursprünglich wurde dieses Konzept von Prof. Dr. Thomas Loew von der Universität Regensburg für die Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingskindern entwickelt, mit denen keine sprachliche Kommunikation möglich ist. Es zeigte sich jedoch immer wieder, wie durch das begleitete Sandspiel generell bei allen stressbelasteten Kindern die Resilienz gefördert und ihre Stressbelastung – nicht zuletzt durch Corona – gemindert werden kann. Auch vor dem Hintergrund der zahlreichen ukrainischen Kinder, die in den letzten Wochen und Monaten mit ihren Müttern nach Deutschland flüchteten, möchte seite·an·seite noch weitere Mitarbeiter*innen für diese Aufgabe schulen.

Eine Teilnehmerin meinte: „Ich bin fasziniert und berührt, wie schnell wir im Spiel waren und wie tief dieses ging.“ Eine weitere Teilnehmerin ergänzte: „Der Tag war sehr liebevoll und gut strukturiert gestaltet mit Raum für Fragen, Anregungen und Austausch. Ich habe ein wunderbares Projekt kennengelernt und möchte gerne mitarbeiten.“

Die Arbeit von seite·an·seite wurde 2019 mit dem Integrationspreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet und erhielt 2021 ein Beratungsstipendium des bundesweiten Vereins „startsocial" zur Unterstützung und Professionalisierung von ehrenamtlichen Initiativen. Interessierte können sich unter der Mail-Adresse info@sas-calw.de melden.