Die Technik macht’s möglich

Hilfsbedürftige sollen auch in Corona-Krise nicht aus dem Blick geraten

+++ StadtLandKultur e.V. unterstützt Austausch zwischen in Flüchtlingsarbeit Engagierten
+++ Beratungsangebote müssen Hilfsbedürftige trotz Kontakt-Beschränkungen erreichen
+++ Digitale Technik kann Bereicherung für Ehren- und Hauptamtliche über Krise hinaus sein

Traumafokussiertes Sandspiel für Kinder mit Stress oder Kriegserlebnissen: Auch während der Corona-Krise ist der Bedarf an Beratung und Unterstützung hoch – der Verein StadtLandKultur will digitale Wege beschreiten, um die Hilfsangebote aufrecht zu erhalten. Foto: StadtLandKultur

Landkreis Calw, 08.04.2020 | Die Corona-Pandemie fordert unsere Welt in vielfältigster Weise heraus. Zahlreiche existierende Problemlagen werden verstärkt, während bestehende Unterstützungssysteme, wie die mittlerweile gut etablierten Angebote für Geflüchtete und andere Hilfsbedürftige im Landkreis Calw, wegen der aktuellen Kontaktbeschränkungen auf Eis liegen.

Menschen in problematischen sozialen Situationen, insbesondere aber Kinder und Jugendliche mit Fluchthintergrund, sind durch die derzeitigen Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen in hohem Maße isoliert und können nicht mehr betreut werden; die teils schwierigen und engen Wohnverhältnisse verschärfen die Lage. Treffs und Gesprächsangebote, Spielstunden – all das fällt den derzeitigen Beschränkungen zum Opfer. Das gilt auch für die Angebote der sogenannten „Traumafokussierten Kreativarbeit“, mit denen der Verein StadtLandKultur seit Jahren wichtige Beiträge zur Bewältigung von kriegs- und  entwicklungsbedingten psychischen Traumatisierungen leistet.

In der aktuellen Krise sind Kontakte nur noch per Telefon oder auf digitalem Weg möglich. Hilfs- und Beratungsangebote sind dadurch weitgehend lahmgelegt. Wie diese und andere Problemlagen im Landkreis Calw konkret verbessert werden können, diese Frage stand im Mittelpunkt einer einstündigen Telefonkonferenz mit 20 professionell und ehrenamtlich in der Flüchtlings- und Trauma-Arbeit Engagierten aus dem Kreis Calw. Eingeladen zu diesem Austausch hatte der Verein StadtLandKultur Calw, der schon seit 2016 Ehrenamtliche in der Begleitung traumatisierter Menschen schult und kreisweit Angebote der traumafokussierten Kreativarbeit für Kinder, Jugendliche und Erwachsene realisiert.

Urs Johnen, Vorsitzender des Vereins StadtLandKultur und Moderator der Runde, betonte: „Es geht uns darum, ein deutliches Signal zu senden: weder Helfende noch Hilfsbedürftige dürfen in dieser Ausnahmesituation im Stich gelassen werden. Dafür wollen wir gemeinsam konkrete Angebote entwickeln. Zunächst geht uns darum, ehrenamtlich Helfende und Hauptamtliche aus Sozial- und Beratungsarbeit angesichts der Kontaktbeschränkungen virtuell zusammenzubringen und daraus neue Ansätze mithilfe der zur Verfügung stehen Technologie zu entwickeln.“ Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken unterstützte den Vorstoß als Mitglied des Vereins und stellte eine Telefonschalte zur Verfügung, an der sie auch persönlich teilnahm: „Es ist wichtig, dass es trotz der Kontaktbeschränkungen weiterhin Angebote für geflüchtete und traumatisierte Menschen im Landkreis gibt und dass Engagierte sich hierzu austauschen können, auch wenn man sich jetzt nicht treffen kann! Ich bin sehr dankbar für diesen Initiative und für das bereits in der ersten Telefonkonferenz deutlich gewordene große Interesse und Engagement aller Beteiligten.“

Als nächste Schritte sind nun weitere Abstimmungstelefonate und eine Einführung in das Arbeiten per Videokonferenz geplant. Mittelfristig könnte sich dann beispielsweise eine Gruppe von „Tele-/Online-BeraterInnen“ bilden, die per Messenger im direkten Kontakt mit Geflüchteten steht und in den verschiedensten Problemlagen ansprechbar ist. Auch therapeutische Angebote für Hilfsbedürftige und Supervisionen für Helfende will man, soweit möglich, digital fortführen – und damit neue Möglichkeiten ausloten, die auch für die Zeit nach der Krise eine Bereicherung sein können. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich an dem offenen Kreis zu beteiligen, die verschiedenen Angebote wahrzunehmen und für ihre eigene Arbeit mit hilfsbedürftigen Menschen zu nutzen. Ansprechpartner ist der Verein StadtLandKultur (info@stadtlandkultur.de).

Kontakt Projektteam „Traumafokussierte Kreativarbeit“:
Ulrike Schneider
ulrike.schneider@stadtlandkultur.de