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Der Bedarf an neuen ehrenamtlichen Helfern ist unersättlich

Quelle: Schwarzwälder Bote am 10.11.2025

Im Landkreis Calw gibt es seit 2018 ein Vorzeigeprojekt, das vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz mit einem ersten Preis bedacht wurde. Kindern und Jugendlichen wird geholfen, mit Stress umzugehen

Das Projekt „Seite an Seite“ erhielt eine Finanzspritze: Manfred
Schiz (von links), Lothar Hudy, Manfred Diether, Jonathan Whitlock,
Ulrike Schneider, Sibylle Körholz, Bettina Gäckle. Foto: Roland Stöß

Von Roland Stöß: KREIS CALW. „Seite an Seite“ nennt sich das Projekt, das vorwiegend von Ehrenamtlichen gestaltet wird. Es ermöglicht Kindern und Jugendlichen, ein selbstbestimmteres, verantwortungsvolleres Leben zu erlernen und verbessert so die Voraussetzungen für eine gesellschaftliche Integration. Ursprünglich war es für geflüchtete, traumatisierte Kinder gedacht. Mittlerweile fragen Grundschulen nach, um teilzunehmen. Nun haben drei Vertreter des Rotary Clubs Herrenberg/Nagold 5000 Euro gespendet. Gleichzeitig warben Vertreterinnen des Projektes um neue ehrenamtliche Helfende.

Grundschulkinder können im Rahmen des Projekts bei einem begleiteten Sandspiel positive, teils verborgene Ressourcen entdecken. Lehrkräfte und Eltern berichten von Kindern, die an einem Kurs teilgenommen haben, von deutlichen Verbesserungen bei Konzentration, Ängsten, aggressivem Verhalten und innerem Rückzug.

Lothar Hudy bietet künstlerische Bewältigung

Eine andere Form der Konfliktbewältigung bot der Calwer Künstler Lothar Hudy an. Er arbeitete mit Jugendlichen, meist Geflüchteten. Sein Genre: Aus Materialien verschiedenster Art, Kunstwerke zu schaffen. Was für den einen Schrott zum Wegwerfen ist, bedeutet für Hudy die Grundlage für sein Wirken.

Manfred Schiz aus Althengstett wurde bei einem Gespräch zwischen Hudy und Rolf Johnen, dem Calwer Arzt für Psychotherapie und Gründer der Sandspieltherapie, hellhörig. Sofort wuchs der Gedanke, dass der Rotary Club Herrenberg/Nagold die Idee, einen Künstler wie Hudy einzubinden, unterstützt. Denn die „Rotarier“ pflegen ihr Motto „Gemeinsam Gutes tun - so dass es gut für alle ist.“ Der aktuelle Präsident der Rotarier, Jonathan Whitlock, und der Ex-Präsident Manfred Diether reisten mit einem stattlichen Scheck von 5000 Euro nach Althengstett, um diesen Sybille Körholz, Vorstandsmitglied von „StadtLandKultur“, zu überreichen.

Projekt kommt ohne Verwaltungskosten aus

Körholz dankte dem Rotary-Trio, wohl wissend, dass Menschen Geld aus dem eigenen Portemonnaie spenden. Sie klärte auf, dass die Spenden da ankommen, wo sie gebraucht werden. Weil das Projekt auf ehrenamtlichen Beinen steht, fallen keine Verwaltungskosten an. Bei der Übergabe waren Bettina Gäckle und Ulrike Schneider dabei, zwei von 20 Ehrenamtlichen, die vor der Geldübergabe in der Grundschule Althengstett Kinder beim Sandspiel begleiteten. Zehn Wochen dauert dieser Kurs für Zweitklässler. Das Besondere: Jedes Kind hat während dieser Schulstunde einen eigenen Begleiter – was heißt, dass der Bedarf an neuen Helfern unersättlich ist. Deshalb werden unaufhörlich weitere Begleitpersonen gesucht. Seit der Projektgründung wurden bereits mehr als 150 Freiwillige aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft geschult.

Zurück zur Rotary Spende: Das Geld wurde nicht nur für die Hudy-Kunst-Aktion verwendet. Es fallen Kosten für Therapeuten an. Und nicht zuletzt wird ein geringer Teil des Geldes für ein „Dankeschön-Essen“ für die ehrenamtlichen Begleiterinnen verwendet. Dort tauscht man sich nach einem abgelaufenen Zehn-Wochen-Kurs über die Erfahrungen und neue Ziele aus. Wer mitmachen und sich für die ehrenamtliche Mitarbeit informieren möchte: www.sas-calw.de.